Der Weg zum Wirtschaftswunder – Babyschritte
03.11.2018.

Der Fall der Berliner Mauer 1989 hat die Welt verändert. Die bipolare Spaltung der Welt ist verschwunden und der westliche Kapitalismus herrscht im größten Teil der Welt. Im letzten Viertel des Jahrhunderts hat die wirtschaftlich erfolgreichste Geschichte gerade eben in Polen stattgefunden. Das polnische Wirtschaftswunder hat die Grundlagen eines Staates verändert, der vor Jahrhunderten seinen östlichen und westlichen Nachbarn zum Opfer gefallen ist, aber auch ein Musterbeispiel für andere Transitionsländer zur Verfügung gestellt, wie die Rückständigkeit der Wirtschaft zu überwinden und den noch nie da gewesenen Wohlstand aller sozialen Schichten zu erreichen.

Nach 1945 zwangen sowjetische Planer die Polen, sich auf den Bergbau, Landwirtschaft und einige Schwerindustrien wie den Schiffbau zu konzentrieren – etwas ironisch, weil auf der Werft in Danzig die ersten Aufstände gegen die kommunistische Behörde stattfanden. Zurzeit als das Regime zusammenbrach, produzierte Polen praktisch nichts, was die Außenwelt wollte oder kaufen wollte, und polnische Arbeitskräfte verfügten über keinerlei erforderliche Fähigkeiten. Nur sehr wenige Länder waren mit so schlechten wirtschaftlichen Aussichten konfrontiert.

Es ist durchaus bezeichnend, dass das Wachstum Polens nicht auf natürlichen Ressourcen (Polen importiert Energie, etc.) oder Kreditvergabe, sondern auf professionellem Wissen, Unternehmergeist und harte Arbeit basiert. Serbien hat dagegen eine erstaunliche geostrategische Position sowie gut ausgebildete und geschulte Experten. Es ist also durchaus logisch, sich zu fragen, was die Quellen und Bausteine sind, auf denen das polnische Wirtschaftswunder beruht?

Der erste Grund ist, dass die Polen von Anfang an wussten, in welche Richtung sie gehen wollten. Im Transitionsprozess haben die Polen die westlichen Institutionen, Regeln und sozialen Normen übernommen, die den Kern des wirtschaftlichen Wohlstands bilden: Rechtsstaatlichkeit, unabhängige Geldpolitik, starke Konkurrenz, freie Medien und demokratisches politisches System.

Ein weiterer Grund: Die Polen haben die Qualität und Quantität ihres Bildungssystems erweitert. Heute studiert jeder zweite polnische Jugendliche an einer Universität, die über dem EU-Durchschnitt liegt. Im Jahr 1989 studierte in Polen nur eine von zehn jungen Personen. Trotz der relativ geringen Investitionen in der Bildung sind die jungen Polen gut ausgebildete.

Der dritte Grund trug auch zur Verbesserung des Unternehmensklimas bei, weil Polen die notwendigen Reformen ergriffen hat. Schließlich trugen auch die starke staatliche Aufsicht und geringes Risiko dazu bei, den nutzbaren Bankensektor zu erhalten. Die Polen haben die richtigen und wichtigen Entscheidungen getroffen.

nfolgedessen sind die polnischen Wirtschaftsergebnisse beeindruckend. Seit dem EU-Beitritt Polens im Jahr 2004 ist die Wirtschaft mit einer Jahresrate von 4 % gewachsen. Dies ist eine der am schnellsten wachsenden Raten auf dem alten Kontinent. Das BIP pro Kopf lag über 10 Tausend Euro.

Serbien ist auf dem Transitionsweg bereits zu lange. Gründe dafür? Wir würden gerne glauben, dass uns alle niederreißen. Doch ist es wirklich so? Tragen wir gar keine Schuld? Es stimmt, dass einige der Anforderungen auf dem Weg zum Wirtschaftswunder zu hart und/oder zu teuer sind. Aber wie viel kosten tatsächlich Unternehmertum, Akzeptierung der Geschäftsnormen, harte Arbeit und vor allem richtige Entscheidungen? Würden wir nur unsere Geschäftsethik auffrischen und viel mehr in Richtung Präsentation, Produktion und Verkauf unserer Produkte und Dienstleistungen ins Ausland gehen, könnten wir uns sehr bald mit unserem geostrategischen Potenzial, gut ausgebildeten Arbeitskräften, Technologie und natürlichen uns auf den Weg zu unseren eigenem Wirtschaftswunder machen!